Der Beitrag soll Mut machen und zeigen, dass noch vieles möglich ist und sich zu kämpfen lohnt!
Unser Amani kommt aus einem Nicht-VDH-Verein, ohne Ridge, kastriert und wir sind die dritten Besitzer. Er war eigentlich nie krank oder ernsthaft verletzt. Er ist superlieb zu allem und jeden, hat keine Jagdambitionen und ist nun 10 Jahre alt. Böse Züchter würden sagen „totes Kapital“ – aber so ist das bei uns: wer bei uns in der Familie ist, darf bleiben, wird beschützt und geliebt ein Leben lang.
Am 20.06.2021 hat unser Senior Amani sein linkes hinteres Bein kaum belastet. Schmerzmittel und Physiotherapie haben nicht geholfen. Eine Vermutung stand im Raum, dass sein Knie nicht in Ordnung sein könnte und das obwohl er doch schon 10 Jahre alt ist. Ein Kreuzbandriss wäre normalerweise in früheren Jahren „warscheinlicher“ gewesen. Der Termin in der ersten Tierklinik hat uns jedoch den Boden unter den Füssen weggezogen: Vermutung Knochenkrebs. Ein Kreuzbandriss wäre uns jetzt doch lieber gewesen. Das erste Röntgen verhärtete die Vermutung, jedoch wurden in der Lunge keine Metastasen entdeckt. Ich verstehe bis heute nicht, warum die Klinik kein CT-Termin für uns hatte. War er zu alt? Ist der Notfall nicht nötig? Amani war nüchtern, aber er kam dort nicht weiter dran. Trotz „Notfall“, wo Eile geboten war. Wir sind mit 2 Röntgenbilder und den Worten „…lassen Sie sich auf keine Amputation ein…“ gegangen. Wir hatten unbeschreibliches Glück und durften gleich am nächsten Tag mit Amani in einer anderen Tierklinik zum Termin kommen. Mit den Röntgenbildern im Gepäck, kam ich zum Termin. Ich werde das erste Gespräch mit dem Arzt nicht vergessen: Osteosarkom und Videos von Hunden mit 3 Beinen!!! Zwei Ärzte – eine Vermutung. Er ist jedoch alle Möglichkeiten mit mir durchgegangen und hat meine Fragen mit Für-/Wider abgewägt und beantwortet. Bestimmt hatte er schon oft solche Gespräche, aber für mich war es das erstemal (beim Hund). Ein Blick zu Amani zeigte, dass er Schmerzen hat und sein Bein nicht mehr belastet. Das Schmerzmittel nicht helfen, haben wir selber schon festgestellt. Knochenkrebs ist leider nicht heilbar – man spricht nur von lebensverlängernden Maßnahmen. Und diese Maßnahmen wollen wir nutzen: Amputation! Das Wort ist so grässlich und man wird gezwungen, sich damit auseinander zusetzen. Und zwar ganz schnell. Da dieser Krebs sehr aktiv aggressiv ist, blieb uns nicht viel Zeit und wir hatten gleich am Folgetag zuerst den CT-Termin mit evt. anschließender OP. Die erste angenehme Nachricht kam zum CT, dass in der Lunge & Organe noch keine Metastasen zu erkennen seien. Somit wurde direkt im Anschluss die Operation durchgeführt und wir mussten eine Nacht ohne Amani zu Hause warten. Er hat die OP gut verkraftet, mit Schmerzmitteln schlief er seinen Rausch aus und zeigte dann deutlich, dass er in der Klinik sehr gestresst ist. Auch da muss ich den Arzt loben, der die Situation richtig deutete und wir ihn mit nach Hausen nehmen konnten. Tatsächlich hatte er gleich mehr Ruhe und wir alle begannen, uns an den neuen Anblick zu gewöhnen. Zuerst tat sich Amani noch schwer, doch mit rutschhemmenden Unterlagen hat er es schnell gelernt, ruhig zu stehen und dann vorwärts zu kommen. Für mich immer noch ein Rätsel, wie schnell die Hunde lernen, mit neuen Situationen umzugehen. Mittlerweile macht er Pipi, Kacki und ist mit seinen 3 Beinen ziemlich flott unterwegs. Und das schon nach 2-3 Tagen nach der OP. Wahnsinn, wie gut er damit klar kommt und täglich Fortschritte macht. Bald darf er ohne Leine im Garten rumlaufen. Seine Narben sind bisher schön trocken und heilen gut und wir sind gespannt, wenn das Fell wieder an den kahlen Stellen nachgewachsen ist. Trotz allem müssen die grossen Wunden heilen und die tun ihm nach fast 2 Wochen weh. Wir helfen ihm, wo wir können. Die Onkologie hat sich gestern bei uns gemeldet. Wir haben uns gegen eine Chemotherapie entschieden. Wir möchten, dass er Schmerz- und Stressfrei bleibt, sein weiteres Leben geniessen kann und sein Imunsystem so gut wie möglich aufrecht erhalten wird. Das sind Entscheidungen, die wir für ihn in den letzten Tagen treffen mussten und mit denen wir leben müssen, egal wie das Endresultat in einigen Monaten oder Jahren aussieht. Doch bis dahin, geben wir ihm die Liebe und Fürsorge die er braucht und schauen optimistisch nach vorn.